Umgeben von Büchern: Der Sereetzer Kinder- und Jugendbuchautor Achim Bröger in seinem Arbeitszimmer

 

Schreibstube und Ort der Entspannung

Wie wohnen die Prominenten im Norden? Jede Woche wirft Schleswig-Holstein am Sonntag einen Blick hinter die Haustür. Heute zeigt uns der Kinder- und Jugendbuchautor Achim Bröger sein Haus in Sereetz.

Seeretz – Achim Brögers Geschichten dürften viele Menschen in Deutschland kennen, ohne dass sie es wissen. Der in Erlangen/Bayem geborene Kinder- und Jugendbuchautor hat nicht nur mehr als 60 Bücher veröffentlicht, sondern sich auch als Drehbuch- und Hörspielautor einen Namen gemacht Wer als Kind gern Löwenzahn, Neues aus Uhlenbusch, Siebenstein oder Die Sendung mit der Maus gesehen hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon mal eine Folge aus der Feder des in Sereetz bei Lübeck wohnenden Autors gesehen haben. Die Geschichte Oma und ich, die Bröger zunächst für Neues aus Uhlenbusch geschrieben hatte, erschien anschließend als Buch und als Hörspiel. Nun soll sie als Film in die Kinos kommen. Gerade arbeitet er mit einer Co-Autorin am Drehbuch.

Brögers Kinderbücher, Jugendromane, Bilder- und Sachbücher wurden in 26 Sprachen übersetzt und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Deutschen Schallplattenpreis. 1981 erschien Meyers Kinderlexikon, das der Schleswig-Holsteinische Autor nicht nur konzipierte, sondern für das er auch alle Texte verfasste. Zunächst hatte ich gar keine rechte Lust, ein Lexikon zu machen, erinnert sich Bröger. Doch dann kam mir die Idee, die Dinge und Begrifflichkeiten in Form kleiner Geschichten zu erzählen. Ein Konzept, das aufging: Mittlerweile erscheint das Lexikon in der sechsten Auflage. Auch den bekannten Diercke-Kinderatlas hat der Schriftsteller mitkonzipiert.

Ehe Achim Bröger nach Schleswig-Holstein kam, lebte er 36 Jahre in Braunschweig. Bis 1980 arbeitete er hier im Westermann Schulbuchverlag. Als die Doppelbelastung als Verlagsmitarbeiter und Autor zu groß wurde, rang er sich dazu durch, fortan hauptberuflich als freischaffender Autor zu arbeiten. Eine gute Entscheidung, findet er heute.

1993, nach dem Tod seiner ersten Frau, folgte Bröger seiner heutigen Frau, der Diplompsychologin Brigitte Meves, nach Schleswig-Holstein. Beide kauften ein Haus, das ein Architekt Ende der 70er Jahre für sich selbst gebaut hatte. In dem aus weißen Kalksandstein gebauten Haus findet der Vater dreier Kinder viel Platz – und die nötige Ruhe – zum Schreiben. Inzwischen ist der Schriftsteller dreifacher Großvater. Ein Sohn lebt in England, ein weiterer in Hamburg, und seine Tochter in Dänemark. Bei der Einrichtung mischen Achim Bröger und seine Frau moderne Möbel mit antiken aus dem Biedermeier.

Schon als Kind und Jugendlicher schrieb Bröger kleine Geschichten und Gedichte. Nach Ende seiner Schulzeit hielt er Kontakt zu seinem Deutschlehrer, in dem er eine Art Mentor fand: Wir trafen uns einmal die Woche, und ich zeigte ihm meine neuesten Texte. Er war es schließlich auch, der mich dazu ermunterte, in den Kinderbuchbereich zu gehen. Damals – Ende der 60er Jahre – habe es gerade einen gewaltigen Umbruch in der Kinder- und Jugendliteratur gegeben. Es wurden auf einmal Alltagsthemen – auch schwierige Themen wie Sexualität, Tod oder Gewalt behandelt. Das reizte mich. Peter Bichsels Kindergeschichten waren eine wichtige Initialzündung für den jungen Autoren. Doch Bröger wollte Bichsels Stil nicht kopieren, sondern zu einem eigenen finden. Ich schrieb damals schon in kurzen, prägnanten Sätzen, sagt Bröger – ein Schreibstil, der sich gerade für junge Leser besonders gut eignet. Doch nicht nur die hat der Schriftsteller im Visier: Es ist mir wichtig, dass auch Erwachsene meine Bücher lesen können.

In seiner Freizeit joggt Bröger gern – oft begleitet von seinen beiden Bordercollies Jess und Rolpi. Auch das Kochen ist seit einigen Jahren eine große Leidenschaft des 64-Jährigen.

Obwohl der Sereetzer zu den produktivsten Autoren Deutschlands zählt, ist er viel auf Reisen: 130 bis 140 Lesungen und Veranstaltungen absolviert Bröger jedes Jahr – eine willkommene Abwechslung zu der eher einsamen Arbeit am Schreibtisch. Anfangs ließ ich noch Schauspieler, unter anderem Rainer Hunold, für mich lesen, sagt der eher ruhige Schriftsteller. Doch seit Jahren genieße ich den direkten Kontakt mit meinen jungen Lesern. Regelmäßig bekommt er von ihnen Post: Kleine Briefe und selbstgemalte Bilder, mit denen sich die Kleinen bei ihm für seine fantasievollen, einfühlsamen Geschichten bedanken. Bröger trifft eben den richtigen Ton.

SÖNKE LUNDT

■ Internet: www.achim-broeger.de

Aufgeräumt: Das Esszimmer mit Blick in den Garten
Grünes Kleinod: Achim Bröger in seinem Garten